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Interview mit Benno Schwager

Öffnungszeiten Hofladen

Jeweils Samstag von 10 - 13 Uhr.
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Postanschrift

Sitenstrasse 6, 6045 Meggen

E-Mail: info@sitenrain.ch

Wir: Wir haben uns vorgenommen den Winzer und sein Weingut näher vorzustellen. Vielleicht kannst du dich erst einmal selber etwas vorstellen.

Benno: Ich bin im Thurgau in einer Bauernfamilie aufgewachsen, dort hatten wir ein wenig Milchwirtschaft und Obst. Dann habe ich Landschaftsgärtner gelernt und habe anschliessend etwas anderes gesucht und bin eher zufällig hier her gekommen. Als sie die Reben gesetzt haben, haben sie jemanden gebraucht der danach schaut. Daraufhin habe ich mich gemeldet und sie haben mich angestellt und anschliessend habe ich eine zusätzliche Ausbildung zum Winzer absolviert.

Wir: Wie lange hat diese Ausbildung dann gedauert.

Benno: Diese Ausbildung ist auch 3-Jährig.

Wir: Und seit wann bist du dann genau auf dem Weingut angestellt.

Benno: 2006 wurden die Weinreben hier gesetzt und seit 2007 bin ich fest angestellt.

Wir: Und dann hast du auch direkt die Lehre gemacht?

Benno: Nein die habe ich erst 2012 gemacht.

Dann konnten wir nach dem setzten 2006, bereits 2008 den ersten Wein keltern.

Wir: Und war das hier schon immer ein Weingut?

Benno: Ab dem Jahr 2006 war es durchgehend ein Weinberg, auf dem wir sogenannte Pilzresistente Weinsorten anbauen, die gegen den falschen und echten Mehltau resistent sind.

Wir: Weil man nicht mit Pestiziden arbeiten kann muss man also bereits resistente Pflanzen verwende.

Benno: Genau. Der Mehltau kommt vor allem mit Feuchtigkeit und Niederschlag, was bei uns sehr erhöht ist und um Bio-Wein herzustellen ist diese Resistenz grundlegend.

Wir: Also werden diese Pflanzen dann direkt dafür gezüchtet?

Benno: Ja, genau.

Wir: Was ist dann ausser den Pflanzen noch ein weiteres Merkmal für den Bio-Wein?

Benno: Weiterhin darf man keine Herbizide einsetzten die vor allem unter die Rebe aufs Gras gespritzt werden. Wir schneiden das Gras einfach und bearbeiten den Boden. Wir machen dies sozusagen einfach mechanisch. Und der Aufwand lohnt sich den in der EU wird diskutiert ob man Herbizide überhaupt einsetzten darf da diese auch das Grundwasser verschmutzen und im Boden bleiben und vor allem nicht so harmlos sind wie man immer angenommen hat.

 

Wir: Wir haben gesehen ihr produziert vor allem Weisswein. Kommt dies durch die verwendeten Reben?

Benno: Zum Teil, aber auch da die Nachfrage nach dem Weisswein grösser ist. In unserem zweiten Weingut in Sizilien machen wir dann vorwiegend Rotwein, da man da einfach anderen Möglichkeiten hat, durch Sorten und Temperaturen besseren Wein herzustellen, der beliebter ist wie der von hier.

Wir: Und dieser Rotwein ist auch aus Bio-Produktion?

Benno: Ja genau. Dort haben wir aber keine Pilzresistenten Sorten da es eigentlich nur im Winter etwas regnet. Das heisst von April bis September regnet es eigentlich nie. Das ist auch einfach die Pflanzen gesund zu halten.

 

Wir: Man sagt ja über den Sommer ist die Wein-Zeit, aber wie ist es mit dem Winter? Muss man die Pflanzen dann auch besonders Pflegen?

Benno: Nein im Winter lässt man die Pflanzen ein wenig ruhen. Nach der Ernte ist die Arbeit auf dem Rebberg gelaufen und man beginnt in den Weinkellern.

Wir: Also bist du zu der Zeit dann eher in Sizilien?

Benno: Ja genau. Aber ab Januar fangen wir dann wieder an die Reben zu schneiden und vorzubereiten.

 

Wir: Wo bekommt man eure Weine eigentlich überall?

Benno: Entweder im Direktverkauf von hier oder sonst geben wir unsere Weine direkt in die Restaurationen.

Wir: Das dann aber auch eher hier in der Region?

Benno: Genau, da die Menge ja auch beschränkt ist. Aber bei den Weinen aus Sizilien arbeiten wir mit einem Händler zusammen.

 

Wir: Wir haben gelesen du bist hier der Rebmeister, kommen damit noch weitere Aufgaben dazu?

Benno: Eigentlich nicht, ich bin einfach der verantwortliche für diesen Hof.

Wir: Wie viele Personen seid ihr dann jetzt auf dem Hof?

Benno: Also meist fest 2 Personen und dann je nachdem im Frühling und Sommer kommen ein paar Aushilfen dazu, da die Arbeit dann sehr intensiv ist.

Wir: Also heisst dass das ihr dann schon erntet?

Benno: Nein, einfach für die Pflege, auslauben, einschlaufen etc..

Wir: Und die Ernte findet dann wann genau statt?

Benno: Die Solaris-Ernte findet ca. Mitte September statt und diese dauert bis ca. Mitte Oktober.

Wir: Und ihr macht das jetzt von Hand nicht wie bei normalen Wein?

Benno: Also wir machen das auf jeden Fall von Hand aber auch normale Weinhöfe machen das weitgehend von Hand.

Wir: Und ihr gebt die ganzen Weintrauben dann weiter?

Benno: Also während der Lese sortieren wir die schlechten Trauben schon mal aus und bringen die verwendbaren in den Keller zu Ottiger.

Wir: Und was passiert dann weiter mit den Trauben?

Benno: Die Trauben werden in 20 kg Behälter abgelesen und anschliessend in 150 kg Behältern in den Keller gebracht. Dort werden sie abgebeert, was bedeutet sie werden vom Stiehl entfernt und leicht gequetscht. Dann Kommen sie in grosse Stahltanks wo sie eine kurze Maischezeit haben, wo der Saft und die Haut etwa 8 bis 10 Stunden zusammenbleiben. Anschliessend wird das ganze gepresst und der Saft kommt zurück in Stahltanks wo man ihn ca. 12 stunden sedimentieren lässt, das heisst, dass die Trübstoffe sich absetzten. Das wird dann wieder in einen weiteren Stahltank abgepumpt und da macht man dann die Hefe dazu, welche den Zucker in Alkohol umwandelt. Das dauert dann je nach Temperatur etwa 7 bis 10 Tage.

Wir: Und muss man diesen Prozess dann speziell unterbrechen oder kann man den Wein dann direkt abfüllen?

Benno: Das kommt dann ganz auf den Wein und seinen Zuckergehalt an. Unser Solaris hat einen sehr geringen Zuckeranteil. Und um die Hefe zu stoppen kühlen wir den Wein möglichst tief ab, auf ca. 4 bis 5 °C.

Wir: Und dann hat der Wein immer ungefähr den gleichen Zucker/Alkohol Gehalt?

Benno: Vor der Maische messen wir noch den Oechsle-Wert, das ist die Ungefähre Masseinheit für den Zucker im Wein. Und anhand dieses Wertes kann man ungefähr ausrechnen wieviel Volumen % das dann gibt. Und im Durchschnitt liegen wir dann ungefähr zwischen 14 und 14,5 %.

Wir: Wenn man den Umwandlungsprozess abgebrochen hat, muss man den Wein dann noch weiter lagern?

Benno: Ja, ab September, wenn wir den Wein angesetzt haben, dauert es ca. bis März bis wir ihn dann in Flaschen abfüllen. Zuerst lässt man den Wein und die Hefe noch eine gewisse Zeit gemeinsam ruhen bis sich die Hefe auch abgesetzt hat, da die Hefe auch noch gewisse Aromen abgibt. Anschliessend wird der Wein dann wieder wie beim sedimentieren abgepumpt.

Wir: Wie lange hat der Wein denn dann ca. von dem Zeitpunkt, wenn er beginnt zu wachsen bis zur Flasche?

Benno: Also speziell bei Weisswein dauert das etwa ein halbes Jahr.

Wir: Und was hat es auf sich mit dem nachlagern in der Flasche? Hat das nochmal einen Effekt auf den Wein?

Benno: Das Abfüllen in Flaschen kann man sagen, ist auch noch einmal wie Stress für den Wein, dann sollte man noch einmal 1 bis 2 Monate warten bis zur Öffnung. Das kommt natürlich aber auch wieder auf die Sorte an, zum Beispiel haben wir einen Weisswein der im Barrique hergestellt wird. Dabei ist die Herstellung soweit gleich ausser das die Gärung in einem Holzfass passiert und nicht im Stahl-Tank. Das gibt dann wieder eine etwas andere Geschmacksnote.

Wir: Wie lange lagert ihr diesen dann?

Benno: Der bleibt ungefähr ein Jahr im Barrique und ist dann auch länger Haltbar und intensiver vom Geschmack her.

 

Wir: Du meintest ihr habt hier noch ein relativ kleines Anbaugebiet. Wie hoch ist eure Jahresproduktion in etwa?

Benno: Im Jahr produzieren wir je nachdem 10.000 bis 15.000 Flaschen. Angefangen haben wir mit 1 ½ Hektar und jetzt sind wir bei 2,7 Hektar. Also wir haben die Fläche immer wieder erweitert und dieses Jahr haben wir einen Bereich gehabt der das erstmal einen Ertrag eingefahren hat. Und wenn man den gesamten Ertrag nutzen kann sind wir bei etwa 15.000 Flaschen.

Wir: Kann man da vielleicht ungefähr sagen wie viel Trauben man für eine Flasche Wein braucht? Das man sich da vielleicht etwas darunter vorstellen kann?

Benno: Das ist natürlich schwierig, da es wieder von Sorte zu Sorte variiert, aber ungefähr benötigt man für eine Flasche, 750 ml, 1 kg Trauben. Das kommt natürlich auch ganz auf die Ausbeute aus der Traube an. Bei unserem Solaris liegt diese bei etwa 60 – 70 %.

Wir: Das bedeutet ihr erntet im Jahr etwa 15.000 kg Trauben?

Benno: Ja das kann gut hinkommen.

 

Wir: Und wie sehen jetzt die weiteren Ziele von euch hier auf dem Weinberg aus?

Benno: Das nächste Projekt wäre ein Weinkeller zu bauen, das würde uns für die Produktion viel helfen. Denn es gibt noch viele kleine Faktoren, wie zum Beispiel die Temperatur, die man verändern kann und die Auswirkung auf das Endprodukt haben.

Das soll natürlich nicht heissen das wir unzufrieden mit Ottiger sind, aber er bekommt natürlich Trauben von vielen verschieden kleinen Weinbergen und den Wein komplett selbst herzustellen ist schon ein kleiner Traum. Man kann auch mit kleineren Mengen ausprobieren und ist viel flexibler im Transport.

Wir: Lagert Ottiger eure Flaschen auch ein?

Benno: Nein wir haben in Kriens ein eigenes Lager und hier auf dem Wein-Hof noch ein Zwischenlager für den Direktverkauf.

Wir: Produziert ihr aus euren ganzen Trauben nur Wein oder auch zum Beispiel Essig?

Benno: Hier in Meggen selber nicht aber in Sizilien schon, dass hat sich einmal ergeben. Das war zwar nicht so ganz geplant aber so etwas passiert eben.

Wir: Und wie gross ist dann eure Produktpalette?

Benno: Das variiert natürlich auch immer wieder von Jahr zu Jahr. Pro Traubensorte haben wir schon ca. 2 bis 3 verschiedene Weine, dann noch verschiedene Cuve und Grappa. Im Grossen und Ganzen liegen wir dann sicherlich bei ca. 15 verschiedenen Produkten. Wobei der Solaris als unser Markenzeichen gilt.

Wir: Vielen Dank für all die Information, du warst uns wirklich eine grosse Hilfe.

Benno: Sehr gerne.

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